Paul Pietsch Schwarzwald Rallye 2018

Paul Pietsch Schwarzwald Rallye 2018

Ab in den Schwarzwald vom 7. – 10. Juni 2018: Ein (Alp)Traum zwischen Wäldern und Rebbergen.

Aus weiten Teilen rund um Offenburg kommen die Zuschauer, um einen Blick auf ihre automobilen Träume vergangener Tage zur werfen. Eine Besonderheit solch einer Rallye ist natürlich, dass der gesamte Tross einem fahrenden Museum gleicht.

Die erste Etappe führt die 107 Teilnehmer-Fahrzeuge samt Crew nach Elzach. Auf über 268 Kilometern geht es durch Täler, über Felder und entlang der schönsten Straßen des Schwarzwalds. Einer der Höhepunkte des ersten Tages ist die dritte von insgesamt sechs Wertungsprüfungen (plus einer Geheimprüfung). Denn auf dem normalerweise von Segel- und kleinen Motorsportflugzeugen genutzten Flugplatz Winzeln-Schramberg müssten wir unser Zeitgefühl zum Besten geben.

7. Juni 2018: Aber zuerst alles auf Anfang.
Die Anreise gestalteten unsere Teammitglieder „Vivat Victoria“ selbstständig. Wir, mit unserem Delahaye 1933 im Gepäck warteten auf einer nahen deutschen Autobahnrastätte auf unser Teammitglieder. Uns erreichte ein Anruf von den heranfahrenden Kollegen. „Es wird etwas später“ berichteten Sie uns. Sie verloren Ihr Faltdach von Ihren Fahrzeug… Nach drei Stunden warten war unser Tross komplett. Mit drei Zugfahrzeugen und dessen Hänger, nahmen wir die letzten Kilometer zusammen unter die Räder zum Akkreditierungsplatz in Offenburg.


Fahrerbriefing und Akkreditierung in der Reiterhalle in Offenburg

Achtung die Schweizer kommen…
Der Platz war schon gut besucht, als wir mit unserer Kolonne eintrafen. Der folgende Pressebericht wurde in der Motor Sport und Klassik veröffentlicht. Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen… 😉

Der schweizer Ältestenrat. Den größten Auftritt hatten allerdings drei Schweizer zum selben Zeitpunkt. Pünktlich wie die Eisenbahn (zumindest die Schweizer) rollten drei Hänger in Offenburg vor das Kulturforum. Auf zweien sofort zu sehen: ein De Dion Bouton IS von 1924 – und damit ältester Teilnehmer der PPC 2018 – sowie ein Georges Irat MDS von 1936. Nach wenigen Augenblicken lüftete sich dann aber doch noch das Geheimnis des vor Wind und Wetter geschützten und geladenen Gastes. Zentimeter für Zentimeter rollte ein Delahaye 122 Spezial Brooklands von 1933 aus dem geschlossenen Anhänger.


Hübsch verpackt und entsprechend präsentiert. Der Delahaye 122 Brooklands Special von 1933.


Beim Abladen der Schönheiten waren wir schon die Star’s.

Fahrzeugprüfung à la carte.
Jedes Rallyefahrzeug wird vom ADAC vor Beginn auf „Herz und Nieren“ geprüft. Nebst Licht- und Blinkertest wird auch der allgemeine Zustand unter die Lupe genommen. Das ganze dient eigentlich als „kleine“ Alibiübung für den Veranstalter gegenüber dem Justizdepartement für Verkehr – so dass er diese Gleichmässigkeitsfahrt mit den nötigen Sicherheitsaspekten Rechnung trägt. So standen wir in der Reihe und warteten. Kurz und bündig. Unser Delahaye 1933 kam frisch aus der Revision und eigentlich sollte alles in Ordnung sein… Tja weit gefehlt wie uns der zuständige Kontrolleur mitteilte. Er fand, dass unser Bremslicht nicht funktionierte. Nach einigen hin und her, sah der Kontrolleur unser Licht trotzdem noch. Ob die Sonne daran schuld war wiesen wir nicht mehr…anyway… als er meinte wir sollten auf die Bremse treten, schalteten wir jeweils das komplette Licht an, so sah der Experte von ADAC dann das Licht auch noch… Denn ohne erfolgreiche Prüfung wäre unser Abenteuer hier wohl zu Ende gewesen.


Roadbook und Bordkarte wird erklärt von der erfahrenen CoPiloten vom De Dion Bouton IS.

8. Juni 2018: Start der Rallye auf dem Reiterhallenplatz in Offenburg.
Gut gelaunt am Freitagmorgen um 09:09 Uhr starten wir unser Motor und schlängelten uns durch die Offenburger Zuschauer hindurch durch den Startbogen. Gespannt auf die Prüfungen, fuhren wir nach Roadbook unsere Strecke. Die Teamkollegen von Vivat Victoria fuhren vor uns mit der Startnummer 8 und hinter uns im Georges Irat mit der Nummer 10.


Endlich es geht los. Das Wetter ist sensationell und lässt gutes Hoffen.


Interview für die lokale Presse von der Startnummer 8.

Wertungsprüfungen und Zeitkontrollen.
Das erhaltene Roadbook, ein Kompliment an die Veranstalter an dieser Stelle, detailgetreu und klar strukturiert, fanden wir die einzelnen Zeitkontrollen und Werteprüfungen auf anhieb. Die erste WP schafften wir mit 57 Strafpunkten, was für uns schon sensationell, mega, unverhofft, hervorragend und einzigartig war. Wenn man(n) sich vor Augen hält das eine Hunderstelsekunde ein Strafpunkt gleichkommt… Was soll ich sagen… Juhui 🙂 Die Rallye war eine Sanduhr-Rallye. Kurzum: Alle batteriebetriebene Zeit- und Streckenmesser sind strikt verboten – was das Ganze nicht viel einfacher machte.


Wunderschöner De Dion Bouton IS von 1924 – das älteste Fahrzeug von 107 Teams.


Delahaye 122 Brooklands Special von 1933

Die Streckenführung und die Herausforderungen – es lebe das Team Vivat Victoria.
Das Roadbook führte uns durch zauberhafte Wälder auf unbefestigten Pfaden. Ein Traum für Fahrer und Beifahrer. Der Schwarzwald ist eine traumhafte Gegend. Die 104 anderen Team’s genossen wohl die wunderschöne Landschaft. Im Team „Vivat Victoria“ ging es derweilen weniger entspannt zu. Unser Teamkamerad mit der Startnummer 10 plagt bald das altbekannte Problem. Der „Georges Irat“ von 1936 benötigte bald mehr Wasser als Benzin. Er säuft wie ein Nilpferd. Diese Angewohnheit hatte er schon auf der Rallye Basel-Paris im Jahre 2015. Der „De Dion Bouton IS“ von 1924 erging es nicht besser. Auch er tropfte – aus dem Kühler. Wir, die mit Abstand die ältesten Fahrzeugen am Start hatten, wurden vom Pech verfolgt.


Jeder hatte zu kämpfen. Er hat Durst unser Ältester.


Spezial Effekte? Nein wohl kaum…


Et voilà. Voller Einsatz bis das…


…Öl tropft.

Aaaahhh es brennt im Wald.
Unser Delahaye Brooklands Special von 1933 kämpfte sich auf die Hügel im Schwarzwald. Irgendwann – alleine im Nirgendwo – ereilte uns das Schicksal. Irgendwas stimmte nicht. Plötzlich hatte unser 85jähriger Motor weniger Leistung als wir es uns gewohnt waren. Wir stoppten. Wir standen. Im Nirgendwo zwischen Bäumen – alleine. Die Zeit drängte und standen unter Druck die nächste Zeitkontrolle rechtzeitig zu erreichen. Kurzerhand entschlossen wir uns, den Wagen zu wenden und mit dem Rückwärtsgang die Bergstrecke zu bewältigen. Es knallte aus dem Auspuff. Es gab einen Rückstoss in den Motorraum. Der offene Vergaser verschluckte sich – versprühte Benzin im Motorraum. Der Funken, kommend aus dem Motorblock, erledigte den Rest. Unser Wagen brennt! In Panik angehalten – den laufenden Motor abgestellt – den Batteriehauptschalter getrennt – Motorhaube geöffnet, entleerten wir all unsere Wasserflaschen in den Motorraum. Als die erste Panik verflogen war, begutachteten wir das Fiasko. Es roch etwas angekockelt. Die Stromkabel waren verkohlt.


Im Wald alleine und unser Motor brannte. Kurz nach der Löschung mit Mineralwasser…


Die Elektrik war schon mal in einem besseren Zustand und der Benzinfilter hatte definitiv auch schon bessere Zeiten.


Keine Patina. Dies sind echte Brandspuren. Der Lack hatte schon Blasen bekommen.

Es tropft und tropft.
Es war wohl der Vergaser der das Problem darstellte. Wir demontieren im Wald unser Vergaser puttygen download windows , zogen Schrauben an in der Hoffnung das Leck und dem Übeltäter das Handwerk zu legen. Voller Hoffnung starteten wir erneut den Motor und machten einen kurzen Dichtungstest. Der Motor lief. Es war ein Wunder. So machten wir uns erneut auf den Weg – nur die Zeitkontrolle konnten wir knicken… Wir hatten keine Chance mehr das nächste Zeitfenster zu erreichen. Also kein Stress mehr. Nächstes Ziel – die nächste WP zu erreichen.

Zu Dritt unterwegs – Luzifer auf dem Motorblock.
Mit neuer Euphorie legten wir die Gänge ein und fuhren zum nahe gelegenen Flughafen um die nächste WP abzulegen. Es war wie verhext. Nach 30 Kilometer voller Freude holte uns der Feuerzauber erneut ein. Weniger in Panik – schon fast geübt im Feuerlöschen – leerten wir unsere erneut gefüllten Wasserflaschen über dem brennenden 85jährigen Motor. Das Ende war somit besiegelt.


Der ADAC ist beim zweiten Motorbrand genauso Ratlos wie wir.


… und der Georges hat mit dem Wasser zu kämpfen.

Die Vernunft hat gesiegt.
Enttäuscht und frustriert kamen wir am Abend im Hotel an und stellten unser havarierten Delahaye ins hauseigene Parkhaus. Wir teilten unseren Teamkollegen den Entscheid mit. Den letzten Abend vor unserer Abreise verbrachten wir auf einem herrlichen Schloss.


Schöner Abend auf dem exklusiven Schloss.


Vivat Victoria Team hoch über dem Schwarzwald

Der nächste Morgen – Treffpunkt Garage
Es war früh – aufgestanden um 06:00 Uhr – Koffer gepackt und jetzt das letzte Frühstück mit unserem Team „Vivat Victoria“. Es stellte sich heraus, dass das Team um den „De Dion Bouton“ schon früh morgens um 04:00 Uhr in der Garage war um das Kühlwasserleck zu beheben. Wie es sich später herausgestellt hatte – siegte auch in diesem Team die Liebe zum Fahrzeug. Da war doch noch der Georges Irat… Ja, das war unsere letzte Hoffnung auf Ehre und Ruhm…


Aufgereiht das Vivat Victoria Team kurz vor der letzen Organspende.

3 Platz mit vereinten Kräften…
Der Georges Irat war schon auf dem Weg zur Startaufstellung als uns der Anruf erreichte, er stehe auf dem Sammelplatz unseres abgestellten Hängers und bewegt sich keinen Millimeter mehr. Der ADAC wurde aufgeboten und der Veranstalter wurde informiert um die definierte Startzeit zu verschieben, in der Hoffnung, dass das letzte Schweizer Fahrzeug unseres Trosses doch noch am Abend ins Ziel schaffte. Kurze Diagnose: Die Batterie war tot. Somit wurde unser Delahaye zum Organspender. Wir machten uns mit unserem Trailer auf dem Heimweg in die Schweiz als uns am Abend die Nachricht ereilte, dass es der Georges Irat als Dritt-Platzierter geschafft hatte. Ein Team – ein Erfolg. Vivat Victoria. Bis zur nächsten Rallye.

Offenburg, Reithalle / Start – Paul Pietsch Classic Tour

Die Gewinner in ihrer Kategorie aus dem Vivat Victoria Team.

Die Paul Pietsch Classic 2018 war nicht nur spektakulär von Blitz und Donner begleitet, sondern zeigte auch ausgefallene Oldtimer in Rallye-Action: De Tomaso, Bentley, Ferrari, Porsche, Delahaye, Georges, De Dion Bouton, Intermeccanica. Alle trotzten Gewittern und konnten dennoch den Großteil beider Etappen-Tage bei strahlend blauem Himmel zurücklegen.

In diesem Sinn – bis nächstes Jahr zu einem neuen Abenteuer mit weniger Wasser, Feuer und Öl.

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